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Revanche für Degradierung?
Der Streit zwischen Barça und seinem verletzten Star-Goalie eskaliert

Marc-Andre ter Stegen von FC Barcelona gestikuliert während des Copa del Rey Finales gegen Real Madrid im La Cartuja Stadion, Sevilla.
In Kürze:
  • Marc-André ter Stegen verweigert dem FC Barcelona die Weitergabe seiner medizinischen Daten.
  • Der Verein leitet daraufhin ein Disziplinarverfahren gegen seinen Startorhüter ein.
  • Barcelona benötigt die Verletzungsdauer für die Registrierung des neuen Keepers García.
  • Die Mannschaft hält trotz des Konflikts zu ter Stegen als Captain.

Der Konflikt zwischen dem deutschen Nationalgoalie Marc-André ter Stegen und seinem Arbeitgeber FC Barcelona hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Wie die Zeitung «Mundo Deportivo» am Dienstag unter Berufung auf das Umfeld des Keepers berichtete und der Club auf Anfrage bestätigte, hat der 33-Jährige sein Recht wahrgenommen, die Weitergabe seiner persönlichen Daten an Spaniens Ligaverband zu verweigern.

Somit kann der FC Barcelona der Liga vorerst nicht hinreichend darlegen, dass ter Stegen nach seiner Rückenoperation vom 29. Juli als Langzeitverletzter angesehen werden muss. Barça reagierte auf ter Stegens Weigerung mit Repressalien: Ein Clubsprecher erklärte, dass Barça ein Disziplinarverfahren gegen ter Stegen einleiten werde. An dessen Ende können interne Sanktionen oder gar arbeitsrechtliche Massnahmen stehen.

Für den spanischen Meister Barcelona ist die Dauer der Ausfallzeit ter Stegens von grosser Bedeutung für die in knapp zwei Wochen beginnende Saison. Die spanischen Vereine müssen bei der Aufwendung für Personalkosten bestimmte Obergrenzen einhalten, die von der Liga festgelegt werden. Das milliardenschwer verschuldete Barça hatte in der Vergangenheit immer wieder Schwierigkeiten, dieses Limit zu wahren. Die Folge: Neu verpflichtete Spieler mussten wochenlang auf die Spielgenehmigung durch die Liga warten. Letztes Jahr betraf das unter anderen Dani Olmo von RB Leipzig. In diesem Sommer hat Barça bislang noch keine Spielgenehmigung für den soeben bei Espanyol Barcelona abgeworbenen Keeper Joan García erwirkt, der ter Stegen als Nummer eins ersetzen soll.

Die Verletzung kam Barcelona wie gerufen

Vor diesem Hintergrund kam ter Stegens Verletzung dem Club im Grunde wie gerufen. Denn wenn ein unabhängiges, vierköpfiges Ärzte-Tribunal des spanischen Ligaverbandes feststellen könnte, dass er voraussichtlich länger als vier Monate ausfällt, dann dürfte der Verein 80 Prozent des Gehalts des Goalies für die Bezahlung eines Ersatzmanns aufwenden. Im Fall Olmo bot dies im vergangenen Jahr den Ausweg: Weil sich Verteidiger Andreas Christensen schwer verletzt hatte, konnte Olmo registriert werden.

Ob der Club im Fall García durch ein solches Loch schlüpfen kann, ist nun mindestens offen. Das erwähnte Ärzte-Tribunal fällt seine Entscheidungen über Ausfallzeiträume üblicherweise auf der Grundlage von Arztberichten. Ter Stegens Weigerung, der Liga diese Berichte zur Verfügung zu stellen, lässt diesen Prozess jetzt mindestens stocken. Der Spieler selbst hatte vor der Operation erklärt, dass er nach Auskunft seiner Ärzte bereits in weniger als drei Monaten wieder auf dem Platz stehen werde. Dieser Vorstoss wurde bei Barça als unbotmässig empfunden. Im Club heisst es beharrlich, dass die Rekonvaleszenz bei ter Stegen länger dauern werde. Das lasse sich allein schon aus dem Umstand schliessen, dass ter Stegen Ende 2023 schon einmal am Rücken operiert worden war, also ein Wiederholungspatient sei. Eine voraussichtliche Ausfallzeit hat der FC Barcelona öffentlich bislang aber nicht genannt.

Marc-Andre ter Stegen und Wojciech Szczesny beim Training während des Spiels RCD Espanyol gegen FC Barcelona im RCDE Stadium, Barcelona, Mai 2025.

Die in Barcelona grassierende – und plausible – Unterstellung lautet, dass ter Stegens Weigerung ein Akt der Revanche sei. Er soll über die Degradierung zur Nummer drei im Team von Trainer Hansi Flick, die mit der Verpflichtung von García und mit der Erneuerung des Vertrages von Ersatzkeeper Wojciech Szczesny einherging, enttäuscht und verbittert sein. Dass er selbst eine nur dreimonatige Pause in Aussicht stellt, sei sein Versuch, die Registrierung von García und/oder Szczesny zu torpedieren, heisst es. Öffentliche Äusserungen ter Stegens, die das belegen, gab es bislang allerdings nicht.

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Seine Verärgerung wäre nur zu verständlich. Zu den Gründen, die vom Club für die Verpflichtung Garcías angeführt wurden, zählt neben der Verletzungshistorie auch das Gehalt ter Stegens. Der Deutsche ist tatsächlich einer der Grossverdiener – aber auch deshalb, weil Barça in seiner Finanznot ihn (und andere Spieler) um Zahlungsaufschübe regelrecht anflehen musste. Sie waren für das wirtschaftliche Überleben Barcelonas seinerzeit von fundamentaler Bedeutung.

Ob ter Stegen mit seiner Weigerung nun verhindern kann, dass seine Ausfallzeit auf mehr als vier Monate taxiert wird, und ob er damit eine Registrierung von García und/oder Szczesny blockieren kann, ist offen. Bei Barcelona heisst es, aus der Vergangenheit sei «kein Fall» bekannt, dass ein Spieler sich geweigert habe, den Bericht des operierenden Arztes an die Liga weiterzuleiten. Ob sich das Ärzte-Tribunal darauf einlässt, die optimistische Genesungsprognose ter Stegens unbesehen zu unterschreiben, wird von spanischen Sportmedizinern angezweifelt. Der FC Barcelona wiederum baut dem Vernehmen nach darauf, dass die Ärzte eine lange Ausfallzeit berechnen. Alles andere sei nicht mit dem Gedanken vereinbar, die Gesundheit eines Spielers maximal zu schützen, heisst es hinter vorgehaltener Hand.

Zerrüttetes Verhältnis

Jenseits solcher Spekulationen dürfte klar sein, dass das Verhältnis zwischen Barça und ter Stegen endgültig zerrüttet ist – möglicherweise mit Folgen für die deutsche Nationalmannschaft. Erst vor wenigen Tagen hatte Bundestrainer Julian Nagelsmann mit Blick auf die Weltmeisterschaft 2026 gesagt, dass ter Stegen seine Nummer eins bleibe – sofern er gesund und in seinem Verein Stammtorhüter sei. Das jedoch dürfte jetzt noch unwahrscheinlicher geworden sein – und bedeutet in letzter Konsequenz, dass ter Stegen wohl wechseln müsste, um sich für die WM zu empfehlen.

Frenkie de Jong von FC Barcelona kontrolliert den Ball während eines Freundschaftsspiels gegen Vissel Kobe im Noevir Stadium Kobe.

Zu den wenigen guten Nachrichten für ter Stegen zählt, dass die Versuche der Barcelona-Führung, den deutschen Keeper als Captain abzusetzen, ins Leere zu gehen scheinen. Trainer Flick erklärte, die Mannschaft sei frei, ihren Captain zu wählen – und sie solidarisiert sich. In diversen Interviews erklärten viele Barça-Profis ihre Wertschätzung für ter Stegen und sprachen sich dafür aus, ihn trotz allem als Captain beizubehalten. Unter ihnen war auch der Niederländer Frenkie de Jong, der vor Jahren ebenfalls aus Barcelona weggemobbt werden sollte. «Für mich ist Marc immer noch der Captain unserer Mannschaft», betonte de Jong.